Für den Ökogarten der VHS Völklingen wurden zunächst zwei Maxime (Regel 1 und Regel 2) aufgestellt:
Regel 1: Der Anbau von Obst und Gemüse erfolgt ohne den Einsatz von Pestiziden aller Art.
Regel 2: Synthetische Kunstdünger finden keine Anwendung.
Weiterhin:
Regel 3: Wir bemühen uns, mit der Natur zu gärtnern.
Jeder Gartenbau bedeutet einen Eingriff in natürliche Abläufe. Mit Recht wollen ja auch die Ökogärtner gesundes Obst und Gemüse ernten. Unser Ziel ist es dennoch, das Ökosystem Biogarten stabil zu halten. Was verstehen wir unter einem stabilen Ökosystem? So bemühen wir uns, dass möglichst viele Tier- und Pflanzenarten im Ökogarten ihren Platz haben. Um dies zu erreichen, werden alle „Abfallstoffe“ in den Kreislauf zurückgeführt. Von außen hinzukommende Materialien wie Stroh, Pferdemist sind natürlich und enthalten keine Pestizide. Eine natürliche Wasserversorgung wird angestrebt. Die Förderung von Nützlingen stellt einen wesentlichen Faktor dar. Hier einige Beispiele:
- Reisighaufen für Igel, Vögel, Käfer
- Mehrzweckhaus nach Heinz Erven
- Nisthilfen für Vögel
- Bruthilfen für Insekten
- Florfliegen- und Ohrwurmbehausungen
- „Stehenlassen“ von Grün- und Heckenstreifen
- Feuchtbiotop
- Trockenmauern
Regel 4: Gesunder Boden
Heinz Erven hat einmal gesagt: Gesunder Boden – gesunde Pflanzen – gesunde Tiere – gesunde Menschen. Und er hat immer noch Recht. Wir ernähren uns von der Bodenkrume. Um gesunde Lebensmittel zu produzieren, müssen wir in unserem Gartenboden ein lebendiges System fördern: Humus ist eine komplexe Schicht mit Pflanzenresten und Hohlräumen, Tieren, Bakterien und Pilzen, ein Lebendverbau von vielen Organismen, die im Humus leben und die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar machen. Deshalb müssen wir dem Boden Nährstoffe in Form von Pflanzenmaterial zukommen lassen. Das ganzjährige Mulchen (auch Flächenkompostierung genannt) ist eine Voraussetzung dafür. Die Kompostierung und das Ausbringen von halbreifem oder reifem Kompost stellen wesentliche Methoden für den im Garten gewünschten Ton-Humuskomplex dar.
Regel 4: Lebenslanges Lernen
Dies bedeutet, die Literatur zu studieren, zu beobachten, zu experimentieren und insbesondere anderen Gärtnern zuzuhören. Somit wird der Erfahrungsaustausch mit den Bürgerinnen und Bürgern bis heute gepflegt. Wir wollen keine „Besserwisser“ sein und nehmen andere Erfahrungen gerne wahr und probieren diese aus. So ist aus dem Ökogarten ein Diskussionsforum für den Biologischen Gartenbau geworden.
Kenntnisse über die biologischen Zusammenhänge im Hausgarten sind Voraussetzung für den erfolgreichen Betrieb einer Gartenanlage. Wie sehen die Eier, Larven von Schädlingen und Nützlingen aus? Welche Räuber-Beute-Beziehungen gibt es, welche ökologischen Kreisläufe sollten wir beachten? Am besten zeigen wir dies an Beispielen auf: Marienkäfer und ihre Larven fressen Blattläuse. Die Populationen entwickeln sich wellenförmig und zeitverzögert. Ist ein großes Nahrungsangebot da, wächst der Populationsdruck, singt das Nahrungsangebot, sinkt auch die Populationszahl. Bevor wir Eingriffe im Ökogarten machen, beobachten wir sehr genau, ob sich nicht schon Nützlinge breit gemacht haben. Oder ein weiteres Beispiel: Die spanische Wegschnecke ist der Schrecken aller Gärtner. Aus Spanien kommend, hohe Temperaturen aushaltend, gibt es bei uns kaum natürliche Feinde. Die Schnecken schleimen so stark, dass auch der Igel seine Probleme hat. Laufenten waschen den Schleim zuvor ab, um nicht daran zu ersticken. Weiß man allerdings, dass die Schneckeneier in Häufchen von bis zu 70 Stück abgelegt werden und zu Beginn als weiße, Stecknadelkopf große Kugeln zu erkennen sind, kann man diese absammeln und sich denken, was man sich erspart hat.
Oder ein drittes Beispiel: Ein Nistkasten, der von Kohlmeisen belegt ist, kann in einer Baumplantage den meisten Schaden fernhalten. Im Ökogarten konnten wir eine Brut mit 9 Kohlmeisen, die aus dem Nest geflüchtet sind, beobachten. Würden nur diese das Revier Ökogarten mit ihren Nachkommen ab und zu besuchen, wären viele Schädlingsprobleme gelöst.
Es steht viel Literatur und heute das Internet wie z. B. mit unserer Website zur Verfügung. Noch nie konnten wir uns so schnell und einfach informieren. Nutzen Sie diese Chancen unserer Zeit.
Und stellen Sie Versuche an, experimentieren Sie, lassen Sie sich nicht einschüchtern, wenn etwas nicht funktioniert hat. Um im Garten ein ökologisches, naturnahes Gleichgewicht zu erreichen, dauert es seine Zeit. Denken Sie vernetzt und nicht wie wir es gelernt haben: Ist ein Problem da, gibt es nur diese Lösung, basta (Holzhammermethode).
Der Reichtum in Ihrem Garten wird Sie belohnen. Als wir einen Gartenteich anlegten und das Wasser einließen, kamen schon einige Libellen, um sich das neue Biotop anzuschauen. Diese Botschafter der Natur besiedelten dann auch unseren Teich und wir konnten oft das Schlüpfen der Libellen beobachten. Es ist einfach immer wieder schön, wenn die geschlüpften Libellen die zarten Flügel durch Pumpbewegungen (Einströmen von Hämolymphe) glätten und dann zum ersten Mal davon fliegen.