Warum Schneckenregulierung?

Schnecken haben einen breiten Lebensraum besiedelt. Sie haben durchaus ihre ökologische Funktion. Schnecken sind Aasfresser, das heißt, sie tragen zur Hygienisierung als „Gesundheitspolizei“ bei. Zudem verwerten sie zahlreiche, auch halbverrottete Pflanzenteile und sind somit am natürlichen Abbau beteiligt. Dieser ist notwendig, da die Abbauprodukte die Ernährungsgrundlage für andere Pflanzen darstellen. Ziel ist es nach der Broschüre „Schneckenregulierung“ des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau in Oberwirt (C. Graber, H. Suter), aufgrund der Kenntnis der Lebensweise der Schnecken die Ursachen der Übervermehrung einzuschränken, um die Kulturen zu schützen. Es gilt also, die Schneckendichte zu regulieren, das heißt die Lebensbedingungen der Schnecken zu verschlechtern. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen des Forschungsinstitutes sind in diesem Infoblatt eingearbeitet. Patentrezepte gibt es nicht, die Aufzählung von Maßnahmen bleibt unvollständig. Einige Maßnahmen haben wir selbst entwickelt.

Lebensweise der Schnecken

Nun zu den Schneckenarten: Am auffälligsten sind die großen, roten, braunen und schwarzen Wegschnecken (bei uns in der Überzahl die eingeschleppte Spanische Wegschnecke), dann die hellbräunlich gefärbte Ackerschnecke, die gelb-grau bis schwarz gefärbte Gartenwegschnecke sowie die mit einem schönen Schneckenhaus versehene Schnirkelschnecke. Um das Verhalten der Schnecken zu erkennen, ist die Beobachtung wichtig.

Hier einige Lebensbedingungen:

Schnecken brauchen Feuchtigkeit. Insbesondere nach dem Einsetzen eines warmen Regens nach anhaltender Trockenheit werden sie aktiv. Das Aktivitätsoptimum liegt bei 15-20 Grad. Der gebildete Schleim ist zur Fortbewegung absolut notwendig. Dieser besteht zu 95% aus Wasser. Schnecken können größere Strecken (bis 50 m in einer Nacht) bei Feuchtigkeit zurücklegen.

Die Schnecken legen bis zu 60 weiße, runde Eier in ein Gelege, etwa 20 cm tief in Erdspalten. Schnecken können nicht graben, sondern nutzen Risse und Spalten zur Überwinterung und Eiablage. Im Sommer dauert die Entwicklungszeit 2-4 Wochen.

Schnecken lieben Mischkost, d.h. unterschiedliche Pflanzenarten. Sie bevorzugen halbverrottete Nahrung, schrecken aber vor frischem Gemüse nicht zurück. Sie besitzen gute Geschmacks- und Geruchsorgane.

Rückschlüsse nach Kenntnis der Biologie der Schnecken

Einstellung eines ökologischen Gleichgewichts durch Fördermaßnahmen für Nützlinge: Vertilger von Schnecken und Schneckeneier sind: Vögel, Igel, Maulwürfe, Spitzmäuse, Kröten, Blindschleichen und Eidechsen. Viele Käfer, z. B. die Laufkäfer, fressen Eier, Larven und kleinere Schnecken.

Schneckenabwehrende Pflanzen nutzen: Senf und Kapuzinerkresse als Zwischenkultur säen oder mit Farnkrautblättern und Tomatenblättern mulchen, eher eingeschränkter Erfolg.

Je größer die Wegstrecke, desto abhängiger ist die Schnecke bei der Nahrungssuche von den Witterungsverhältnissen. Finden sich direkt neben Nahrungspflanzen auch Unterschlupfmöglichkeiten, wird die Entwicklung der Schnecken beschleunigt, d.h. Beetränder von Bewuchs freihalten, somit ist eine natürliche Schranke vorhanden.

Eiablage der Schnecken erschweren: Krümeliger Boden, der keine tiefen Risse aufweist, ist kein guter Legeplatz für Schnecken, da diese nicht graben können. Also Boden im Herbst und Frühjahr nicht grobschollig umgraben sondern feinkrümelig halten.

Den meisten Erfolg bringt das Absammeln nach längerer Trockenheit und danach einsetzendem Regen. Die gesammelten Schnecken können in eine Wiese oder am Waldrand ausgesetzt werden.

Nach dem ersten Harken im Frühjahr, in der Nacht die Schnecken und Schneckeneier absammeln, denn die Schnecken wurden in ihrer Winterruhe gestört und kommen an die Oberfläche. Die Schneckeneier sind weiß (direkt nach dem Legen) bis glasig, so groß wie ein Stecknadelkopf und werden in Häufchen bis zu 60 Eiern abgelegt. Das Absammeln der Eier sollte natürlich über das ganze Jahr erfolgen.

Schneckenbarrieren

Natürliche Schneckenbarrieren: Mit scharfkantigem Schilfhäcksel kann um die Pflanzen herum oder flächendeckend gemulcht werden. Kalk, Holzasche oder Sägemehl ebenfalls um die Pflanzen herum ausstreuen oder entlang der Beetränder ausbringen. Diese natürlichen Schranken haben nur bei Trockenheit eine Wirkung und müssen nach einem Regen erneuert werden.

Schneckenzäune: Schneckenzäune sind im Fachhandel zu erwerben, es handelt sich um gebogene Aluminiumleisten, die als Beeteinfassung den Einmarsch der Schnecken verhindern. Im Ökogarten wurden kostengünstige Schneckenzäune als Wanderrahmen hergestellt. Eine Holzeinfassung (Holzlatten mindestens 10 cm breit) wird mit einem Zinkdrahtnetz an der Oberkante versehen. Das Drahtnetz steht nach außen. Schnecken können dieses Hindernis, dies haben Versuche gezeigt, nicht überwinden.

Lockfallen aufstellen

Umgestülpte Salatköpfe, große Gemüseblätter dienen als Lockmittel. Die Schnecken können darunter abgesammelt werden. Wegplatten, Holzbretter oder bei Trockenheit ausgelegte Rhabarberblätter dienen als Raststätte. Auch hier ist ein Absammeln einfach. Unter die Wegplatten haben wir im Ökogarten eine kleine Höhle ausgehoben und Salat hineingelegt. Die Beetplatte wird so darübergelegt, dass am Rande ein Zugangsloch offen bleibt. Diese „Wegplattenmethode“ auf den Beeten hat sich bestens bewährt.

Bierfallen haben sich nicht bewährt, da sie die Schnecken mehr anziehen, denn abhalten. Zudem muss man Obacht geben, dass keine Nützlinge wie kleine Kröten oder Käfer darin ertrinken.

Erfahrungen aus dem Ökogarten

Die Aussaat sollte bei genügend erwärmtem Boden erfolgen. Je schneller die Pflanzen auflaufen, desto geringer werden die Schäden durch Schneckenfraß. Grobkörnige Samen über Nacht in Wasser einweichen, die Saatrillen vorziehen, Samen mit Erde und Kompost andrücken, somit finden die Schnecken kaum Zugang zu den Keimlingen.

Bei dem Ausbringen von Setzlingen, die Jungpflanzen mit getrocknetem Mulchmaterial umgeben (Stroh, Schilfhäcksel, Lava-Granulat) oder mit Urgesteinsmehl, Algenkalk und Holzasche bestreuen. Diese „Schneckenschutzkragen“ sind allerdings beim nächsten Regen wirkungslos.

Wenn gegossen wird, nicht großflächig berieseln, sondern gezielt an die Gemüsepflanzen gießen. Gießen am Morgen führt zu einer 50%igen Aktivitätssenkung der Schnecken gegenüber dem Gießen am Abend.

Freihalten der Beetränder von Bewuchs:
Umgeben Wiesen und Gehölzstreifen die Beete, ist es sinnvoll, die Beetränder mit einem 30 cm breiten Graben von Wildkraut freizuhalten. Die Schnecken können oft an dieser Schranke abgefangen werden.

Einsatz eines Schneckenabwehrzaunes schon beim Einsäen.
Der selbstentwickelte Schneckenabwehrzaun wird schon vor der Aussaat auf das Beet gesetzt und verhindert somit rechtzeitig die Einwanderung von Schnecken. Die Schnecken, die sich auf dem Beet befinden, können abgesammelt werden.

Anstelle der Schneckenbarriere kann für Solitärpflanzen ein alter Eimer Verwendung finden (im Großmarkt oder bei Feinkostläden nachfragen). Der Boden des Eimers wird ausgeschnitten. Nach oben verschließt ein feiner Maschendraht oder Gardinenstoff den Eimer. Der Eimer wird über die Jungpflanze gestülpt und fest in die Erde gedrückt, so dass keine Schnecke eindringen kann. Durch den Stoff oder Draht kann gegossen werden. Das Wachstum erfolgt besonders gut, da der Eimer auch die Feuchtigkeit hält. Fühlt die Pflanze sich eingeengt, kann der Eimer an einem anderen Einsatzort Verwendung finden. Die Pflanze ist mittlerweile so groß, dass Schnecken nur noch wenig Interesse an ihr haben.

Absammeln der Schnecken nach einem Regen – die wichtigste Methode:
Eine erhebliche Reduktion der Schneckendichte gelingt durch das Absammeln nach einem Regenschauer oder am Abend. Wenn konzentriert gesammelt wird, kann die Population auf ca. 80 % eingeschränkt werden, sodass kaum noch Beeinträchtigungen eintreten. Die gesammelten Tiere werden in einer Feuchtwiese oder am Waldrand aussetzt. Das Ausstreuen von Salz bedeutet einen grausamen Tod, Übergießen mit kochendem Wasser geht schneller, das Halbieren der Tiere mit scharfem Messer oder der Schere ist nicht jedermanns Sache.

Vorbeugung: Förderung von Nützlingen durch Gestaltung notwendiger Lebensräume
Die zahlreichen Möglichkeiten zur Förderung von Nützlingen können im Ökogarten vor Ort erläutert werden. Nur ein Beispiel: Laufkäfer machen sich auch an ausgewachsene Schnecken heran. Dies haben wir mehrfach im Ökogarten beobachtet. Die Laufkäfer sind meistens schwarz, haben einen abgeflachten Körper und nutzen Gehölze oder umgefallene Baumstümpfe als Unterschlupf. Fazit: Reisighaufen oder Holzreste einfach an der passenden Stelle liegen lassen.

Übrigens: Wie selbst beobachtet, fressen Laufenten auch Schnecken: Allerdings klopfen sie diese weich und waschen sie mehrfach in Wasser.

Fazit: eine Reduktion der Schneckenpopulationen gelingt nur mit einem eifrigen Absammeln der Schnecken und Schneckeneier. Dies ist die beste Methode. Unser Gelände grenzt an abgewirtschaftete Wiesen, ein Bach ist in der Nähe, also gute Bedingungen für die Schnecken.

Hinweis: Die Weinbergschnecke bitte verschonen. Sie frisst die anderen Schneckeneier.