Zusammengestellt von Jürgen Ehlert, ehemaliger Leiter des Ökogartens der VHS Völklingen

  1. Obstbäume
    1.1 Sauer- und Süßkirschbaum
    1.2 Apfel-, Birnbaum usw.
    1.3 Walnussbaum
  2. Beerensträucher
    2.1 Himbeeren
    2.2 Brombeeren
  3. Ziersträucher
    3.1 1. Halbjahr-Blüher
    3.2 2. Halbjahr-Blüher
    3.3 Weigelie
  4. Werkzeuge

1. Obstbäume

Muss man Obstbäume überhaupt schneiden? Eine oft gestellte Frage. Bei einer Streuobstwiese, die man der Natur überlässt, kann man dies durchaus verneinen. Will man aber Obst ernten, lautet die Antwort immer ja, weil Obst nur am einjährigen Holz und an Fruchtspießen wächst.

Mancher Gartenbesitzer führt an, dass sich Obstbäume selbst reinigen können (Äste sterben ab und brechen durch Wind oder Sturm irgendwann ab). Dieser Vorgang kann Jahre dauern und ist somit nicht praktikabel. Wenn man Äste nicht schneidet, wird das Stück, das jedes Jahr weiter wächst, immer kürzer und somit hängt das Obst, das zudem immer weniger wird, weiter außen. Die Äste verkahlen von innen her, und irgendwann bricht der Ast unter der Last des Obstes oder durch den Wind ab. Zudem bekommt der Baum die Wuchsform einer Kugel.

Dies hat den Nachteil, dass sich unter dem geschlossenen Laubdach im Sommer ein feucht warmes Klima einstellt. Somit können sich einige Schadinsekten und Pilze gut entwickeln und ausbreiten. Die Grundform eines Obstbaumes sollte die Form eines Dreiecks haben und somit winddurchlässig sein.

Wie sollte die Wuchsform eines Obstbaumes aussehen? Er besteht aus einem Hauptstamm, drei bis vier Leitästen, einem Mittelstamm und einer Spitze. Den Grundstein legt man beim Erziehungsschnitt. Man legt sich auf drei bis vier Leitäste fest. Sie sollten zwischen 90° und 120° am Stamm angeordnet sein. Unterhalb der Leitäste dürfen sich keine Äste befinden. Sie werden immer entfernt. Man beginnt mit dem schwächsten Leitast. Wenn er zu steil oder zu flach wächst, schneidet man ihn an einem Auge, das nach unten zeigt (zu steil), oder an einem Auge, das nach oben zeigt (zu flach), ab. Diese Höhe überträgt man nun auf die anderen Leitäste. Dann denkt man sich von den Spitzen der Leitäste bis zu dem Mitteltrieb eine Linie, sodass sich am Schnittpunkt ein Winkel von 100° bis 120° ergibt. Dann schneidet man den Mitteltrieb dort ab.

Hauptstamm:

Der Abstand vom Boden bis zu den Leitästen unterteilt die Obstbäume in Buschbaum, Halb- oder Hochstamm: bis 50 cm – Buschbaum, ab 80 cm – Halbstamm, ab 1,20 m – Hochstamm.

Die Bezeichnungen sagen aber nichts über die Gesamthöhe des Obstbaumes aus. Ein Buschbaum kann so hoch wie ein Hochstamm wachsen. Viele Leute kaufen sich einen Buschbaum, weil Sie mit dem Begriff Buschbaum eine kleine Wuchsform erwarten, staunen dann aber, wenn dieser größer wird als gedacht. Zu allem Überfluss werden dann sie untersten Äste abgesägt, weil sie beim Rasen mähen stören, sodass Sie am Ende doch einen Halb- oder Hochstamm haben.

Leitäste:

Wenn man einen Obstbaum kauft, sollte man darauf achten, dass die drei bis vier Leitäste nicht auf einer Höhe am Stamm herauswachsen. Denn wenn ein Leitast abbrechen sollte, sind sie anderen, da sie auf gleicher Höhe liegen, auch gefährdet, abzubrechen. Sie sollten in der Höhe zueinander versetzt sein, da sie für immer bleiben. An einem optimal entwickelten Leitast befinden sich nur einjährige Fruchttriebe. In der Regel hat ein Leitast mehrjährige Nebenäste an denen sich mehrere Fruchttriebe befinden.

Optimal wäre es, wenn diese Fruchttriebe fächerförmig angeordnet wären, damit alle gleich viel Sonne bekommen.

Wassertriebe oder Wasserschoße können abgeschnitten werden, wenn man genug Nebenäste mit Fruchttrieben hat. Wenn man einen senkrecht nach oben wachsenden Wassertrieb in die Saftwaage bringt (d. h. einen Trieb schräg runter bindet), entsteht in der Schräge ein Saftstau und dadurch bekommt der Trieb Fruchtstände. An einem Wassertrieb können sich aber auch Fruchtstände ohne Schräge entwickeln. Vor allem bei Süßkirschen kommt dies des Öfteren vor. Also ist es nicht immer ratsam, alle Wassertriebe abzuschneiden.

Wenn man einen Baum mehrere Jahre nicht geschnitten hat, verkahlen die Leitäste von innen her. Schneidet man den Baum zurück, liegen diese Stellen frei. Man schneidet einen Baum immer von Astwaage zu Astwaage zurück. Astwaage nennt man die Stelle am Stamm, an denen mehrere Äste auf einer Höhe wachsen. Jedes Jahr eine Astwaage. Schneidet man zu viele Astwaagen ab, kommt es meistens im Wurzelbereich zum Austrieb von Wildtrieben. Diese sticht man am Besten mit dem Spaten knapp unter der Oberfläche ab. Die kahlen Stellen am Leitast sind nicht weiter problematisch, denn dadurch, dass Licht auf die kahlen Stellen fällt, werden bald neue Triebe wachsen. Wächst nur ein Trieb im kahlen Bereich des Astes, so kann man diesen vermehren, in dem man nach dem dritten oder vierten Auge abschneidet.

Dann bildet jedes Auge einen neuen Trieb. Dies ist eine wichtige Regel: Nach einem Schnitt bilden sich immer neue Triebe. Generell gilt: starker Schnitt = starker Wuchs. Diese Regel ist für alle Gehölze gültig. Deshalb sollte man einen Baum nie in einem Schritt in die gewünschte Form bringen. Er würde im Sommer so viele Triebe bringen, dass man aus dem Staunen nicht mehr raus kommt.

Mittelstamm:

Am Mittelstamm sollten sich nur kurze einjährige Triebe oder junge Äste befinden. Sie sollten nicht über die Leitäste wachsen, da sie diesen Licht wegnehmen. Die Richtung, in die Äste wachsen sollen, kann man festlegen, in dem man ein Stück Holz am Baum befestigt und daran den zu formenden Ast festbindet. Man kann aber auch ein Seil von Ast zu Ast binden und somit den zu formenden Ast in gewünschte Richtung zwingen.

Auch ohne Hilfsmittel kann man die Wachstumsrichtung verändern. Man muss nur hinter dem Auge abschneiden, an dem der Trieb wachsen soll. Zum Beispiel, wenn ein Ast zu flach ist, dann schneidet man an einem Auge ab, das nach oben zeigt. Sollte der Ast nach links wachsen, schneidet man hinter einem Auge ab, das nach links zeigt usw.. Nicht zu empfehlen ist, ein Gewicht an den Ast zu hängen, da dieser bei Wind durch das Schaukeln abbrechen kann. Auch das Befestigen einer Schnur im Boden ist nicht ratsam, da man darüber stolpern könnte.

Spitze:

Mittelstammes sich immer nur eine Spitze befindet. Habe ich mehrere Triebe, konkurrieren diese miteinander (Konkurrenztrieb). Der Saft kommt zwar aus dem Wurzelbereich nach oben, versorgt aber nicht automatisch rechts und links die Leitäste, sondern fließt den leichteren Weg nach oben. Wenn dann mehrere Spitzen da sind, sorgt der Saft dort für Wachstum. Hat man genug Äste am Mittelstamm, kann man alle Konkurrenztriebe bis auf die Spitze abschneiden. Man kann aber auch alle Triebe bis auf einen schräg runter binden. Dadurch hat man keine Konkurrenztriebe mehr zur Spitze.

Hohlkrone:

Es gibt auch Bäume, die keinen Mitteltrieb haben. Hier spricht man von einer Hohlkrone. Bei dieser Form dürfen Äste in Richtung Mitte wachsen und werden nicht, wie bei der anderen Form mit Mitteltrieb, abgeschnitten. Alle Schnittstellen, die größer als ein Fingernagel sind, streicht man mit Wundbalsam zu.

1.1 Sauer- und Süßkirschbäume

Sauer- und Süßkirschbäume sind die ersten Obstbäume, die man im Gartenjahr schneiden kann. Man beginnt schon während der Ernte. Dies hat den Vorteil, dass man die Kirschen der abgeschnittenen Äste gefahrlos am Boden ernten kann. Die restlichen Äste schneidet man nach der Ernte. Dies hat den Vorteil, dass die vorhandenen, neuen Äste länger werden, da ja alte Äste durch den Schnitt fehlen. Und da der Baum im nächsten Jahr am einjährigen Holz Kirschen trägt, wird man auch mehr Kirschen ernten können. Ein Süßkirschenbaum ist ein stark wachsender Baum, der eine Wuchshöhe von 4 – 5 m erreicht. Man kann ihn nicht so niedrig wie einen Apfel- oder Birnbaum halten. Man kann aber durch einen Trick erreichen, dass der Baum nicht so schnell wächst, indem man die Spitze niedriger als die Spitzen der Leitäste hält.

1.2 Apfel-, Birnenbäume u. a.

Diese Obstbäume werden – wie unter Punkt 1 dargestellt – geschnitten. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 2,5 – 3,5 m. Dadurch, dass nur drei bis vier Leitäste vorhanden sind, kommt man bis an den Stamm heran und kann bequem vom Boden aus ohne Leiter ernten.

1.3 Walnussbaum

Der Walnussbaum hält Mücken und Fliegen ab. Man kann wunderbar unter ihm sitzen, ohne dass man Angst haben muss, gestochen zu werden. Beim Pflanzen sollte man darauf achten, dass es kein kleiner Baum ist. Er braucht Platz (10 qm). Einen Walnussbaum muss man nicht schneiden und formen wie einen Obstbaum. Er kann ruhig mehrere Astwaagen besitzen. Es gibt nur ein kleines Zeitfenster, in dem man ihn schneiden kann. Dies ist der Zeitpunkt, wenn die Blätter braun werden und die Nüsse reif sind. Nur zu dieser Zeit bluten die Bäume nicht. Ein Gärtner hatte einmal in Unwissenheit im tiefsten Winter einen Walnussbaum geschnitten. Den austreteten Saftstrom konnte er im Frühjahr nur noch mit einer offenen Flamme stoppen.

2. Beerensträucher

Beerensträucher schneidet man immer während oder nach der Ernte. Die Sträucher tragen auch wie die Obstbäume nur am einjährigen Holz und an Fruchtspießen Frucht. Während die Frucht heranreift, wird schon neuer Fruchttrieb gebildet. Diesen Trieb erkennt man an seiner Farbe. Er ist grün bis hellbraun, während altes Holz schwarz wird. Wird das alte und abgeerntete Holz abgeschnitten, wird das neu heran wachsende Holz länger und dadurch ist die Ernte im darauffolgenden Jahr größer.

2.1 Himbeeren

Es gibt zwei Arten von Himbeeren. Die eine trägt ihre Beeren am einjährigen Holz. Während die Himbeeren heranreifen, kommen aus dem Boden schon neue Triebe. Spätestens nach der Ernte, nachdem die abgeernteten Triebe knapp über dem Boden abgeschnitten sind, sucht man sich die kräftigsten Triebe für das nächste Jahr heraus. Im Abstand von ca. 10 cm lässt man die neuen Ruten heranwachsen.

Die zweite Art schneidet man im Frühjahr knapp über dem Boden ab. Die Triebe, die dann heran wachsen, werden im August /September abgeerntet und bleiben bis zum Frühjahr stehen.

2.2 Brombeeren

Brombeeren kann man mehrere Jahre abernten. Am Haupttrieb, der 2 – 5 m lang werden kann, wachsen mehrere Jahre kurze Triebe (bis 50cm), an denen sich Fruchtstände bilden. Wenn sich keine neuen Fruchtstände bilden, stirbt der Haupttrieb ab. Er wird holzig und man schneidet ihn über dem Boden ab. Man kann vom Zeitpunkt der Ernte bis zum Frühjahr die Brombeeren zurück schneiden. Die Brombeeren eignen sich gut zur Randbepflanzung an Zäunen.

Man sollte darauf achten, dass die Spitze den Boden nicht erreicht. Die Triebe beginnen dann direkt mir der Wurzelbildung. Und bevor man sich versieht, hat man keine Brombeerhecke mehr, sondern eine Brombeermauer.

3. Ziersträucher

Wenn man Ziersträucher nicht schneidet, werden sie immer dichter, verkahlen von innen her und blühen nur außen herum. Wenn man wissen will, wann und wo ein Zierstrauch geschnitten wird, muss man darauf achten, an welchen Stellen die Triebe die Blüten bilden.

3.1 1. Halbjahr-Blüher (Frühlingsblüher)

Das beste Beispiel hierfür ist die Forsythie. Sie blüht an den Trieben, die sie im vergangenen Jahr gebildet hat. Man schneidet sie nach der Blüte tief ab. Dadurch haben die neuen Triebe mehr Zeit zum Wachsen. Die Triebe können über 2 m lang werden. Während der Blütezeit sieht die Forsythie wie ein riesiger Blumenstrauß aus. Wenn man sie nicht zurück schneidet, wächst die Forsythie nicht mehr viel in die Höhe, sondern bildet viele, kurze Nebentriebe, die im nächsten Jahr voll erblühen. Mit dieser Verzweigung wird es immer so weiter gehen, der Strauch wird von innen her verkahlen, wie es bei einer Hecke geschieht.

3.2 2. Halbjahr-Blüher (Sommerblüher)

Das beste Beispiel hierfür ist der Schmetterlingsstrauch, auch Sommerflieder genannt. Er blüht an den Trieben, die ab dem Frühling wachsen. Die Triebansätze sind vom vergangenen Jahr her schon sichtbar, wie die Augen an den Rosen. Man schneidet, wenn keine Frostgefahr mehr besteht (spätestens im Mai), oberhalb von 6 – 10 Triebansätzen die Zweige zurück.

Dadurch wachsen 2 – 3 m lange Triebe, die dann von außen her blühen. Wenn eine Rispe verblüht ist, bilden sich unterhalb zwei neue Seitentriebe aus, an denen wiederum zwei neue Rispen zum Blühen kommen. So geht es weiter, bis weit in den Herbst hinein. Vor dem Winter schneidet man am besten alle verblühten Rispen ab, um dann im Frühjahr weiter zurück zu schneiden. Genauso geht man bei einem Schneeballstrauch vor. Hat man zu viele Triebe, schneidet man etwas tiefer ab, auch wenn er dann einer Wäschespinne gleicht. Denn hinter jeder Schnittstelle treiben zwei und mehr neue Triebe aus, an denen neue Blüten entstehen.

3.3 Weigelie

Die Weigelie gehört zu den 1. Halbjahr-Blühern. Sie unterscheidet sich aber dadurch, dass sie wie die Brombeere zuerst kurze Seitentriebe bildet, an denen dann die Blüten erscheinen. Von Zeit zu Zeit muss sie zurück geschnitten werden, damit sie nicht zu groß wird.

4. Werkzeuge

Für die dünnen und weichen Äste benutzt man eine kleine Schere mit zwei Schneiden. Dickere Äste schneidet man mit einer großen Ambossschere. Heute gibt es Scheren mit Verlängerung und Ratschsystem, damit man dickere Äste leichter durchtrennen kann. Für Äste an schlecht zugänglichen Stellen kann eine Bügelsäge mit verstellbarem Sägeblatt zum Einsatz kommen. Als Letztes braucht man ein scharfes Messer, um Fransen an den Schnittstellen zu entfernen. Bei regelmäßigem Schnitt reichen diese Werkzeuge völlig aus.